Ausstellung zu West-Berliner Architekturikonen: Ideen für Riesenbauten und Energiefresser gesucht – Tagesspiegel

Die Ausstellung „Suddenly Wonderful“ in der Berlinischen Galerie überlegt mögliche Zukünfte für ICC, Bierpinsel, Mäusebunker. Löst jemand diese schwierigen Gestaltungsfragen?

Das fossil beheizte Zeitalter war von einem zutiefst überzeugt: Die Natur ist überwindbar. Wir beherrschen Licht, Luft, Wasser, Erde, können sie ersetzen durch Technik. Wer braucht schon ein Fenster?

Es ist also angemessen, dass gleich zu Beginn der neuesten Ausstellung der Berlinischen Galerie über West-Berliner Riesenbauten der zweiten Nachkriegsmoderne und die Möglichkeiten, sie in eine postfossile Zukunft zu retten, das Modell eines von Frank Oehring kunstvoll gestalteten Beleuchtungskörpers aus dem 1979 eingeweihten ICC hängt – oder ist es nicht eher ein Kunstwerk, das leuchtet? Jedenfalls großartig!


Abreißen ist keine Option

Seit 2014 ist auch das ICC geschlossen, 200.000 Quadratmeter umbaute Fläche – von denen nur etwa 30.000 Quadratmeter direkt für die Kongressnutzung bereitstanden, die aber immense technische Einrichtungen brauchen, damit hinter den fensterlosen Wänden gefangene Räume, Korridore, Foyers und Säle nicht anfangen zu muffen und zu schimmeln. Ein Energiefresser – dessen Abriss aber mit weit mehr als 300 Millionen so teuer ist, dass ein Anders-Denken schon finanzpolitisch notwendig ist.

Roland Böving und Christina Neuner wollen also den gesamten Riesenbau mit einer zarten Netzhaut überspannen, die weit in einen künftigen Park an der Stelle des Autobahndreiecks reicht, ihn in eine eigene Klimazone verwandeln.