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Wettbewerb Neue Mühlendammbrücke Berlin

Ein Brückenschlag in die Zukunft

Wie sollte eine Brücke im Stadtzentrum aussehen, die den aktuellen Anforderungen an den Verkehr gerecht wird, aber zugleich wandlungsfähig hinsichtlich einer klimaverträglichen Zukunft ist?

Ein Wettbewerbsbeitrag von Hadi Teherani Architekten, Boeving-Concept, Ingenieurbüro Dr. Binnewies, VIC-Potsdam, Lindner Planungsbüro, LANDsrl, Kardorff Ingenieure Lichtplanung.

Unser Konzept einer neuen „grünen“ Mühlendammbrücke ist eine Brücke in einem kontemporären Design, welche von Beginn an eine hohe Aufenthaltsqualität bietet und hinsichtlich der Herausforderungen einer klimaneutralen Stadt wandelbar ist. Hierbei geht sie in besonderer Weise auf die Anforderungen der kommenden Verkehrswende ein und wertet in jeder Phase seiner Metamorphose das Stadtzentrum auf.

Dabei wirkt die neue Brücke im Stadtbild leicht und schlank und lässt die massive Bauweise und Schwere der aktuellen Bestandsbrücke hinter sich.

Die neue Verbundstahlkonstruktion wurde so kalkuliert, dass sie allen funktionalen und stadtgestalterischen Anforderungen gerecht wird und deutlich mehr Lichtraum unter der Brücke schafft. Es ist eine leichte Brücke, welche 75% des Gewichtes der Bestandsbrücke einspart. Es wird gegenüber der bestehenden Querung 65% weniger Beton verwendet. Damit wird die neue Brücke nicht nur leicht und smart, sondern unterschreitet deutlich den vorgegebenen Kostenrahmen. Mit den eingesparten Mitteln kann auch die Phase 1a (grüne Transformation) mitfinanziert werden.

Aufgrund der zur Flussmitte hin schlanker werdenden Stahlverbundträger zeichnet sich der Entwurf durch seine filigrane Struktur aus, in der sich das Tragwerkskonzept homogen in den Gesamtentwurf einfügt. Im Bereich der Unterführung am östlichen Flussufer wird durch die Auflösung der Widerlager und den mit bis zu 1,20 m Höhe sehr flachen Stahlträgern ein großer, heller Raum geschaffen, für den nun eine höherwertige Nutzung ermöglicht wird. In allen Phasen der Metamorphose der Brücke hin zu einer „Grünen Parkbrücke“ werden moderne Werkstoffe und Komponenten eingesetzt. Hierzu zählt u.a. die partiell abnehmbaren Holzelemente der Brückenunterseite, wie auch die parametrischen begrünten Bogengänge von Phase 2 auf beiden Brückenseiten.

Phase 1

Das Konzept hält sich exakt an die Anforderungen für den fließenden Verkehr und korreliert mit den aktuellen Verkehrsplanungen von Molkenmarkt und Spittelmarkt. In dieser Phase reflektiert der Neubau die besonders historische Lage der Brücke im Stadtzentrum, als Berlins älteste bekannte Flussquerung, sowie die Bezüge zu seiner Umgebung.

Mühlendammbrücke Berlin HTA 2021

Dabei bietet die nach ihren Möglichkeiten begrünte Brücke bereits in dieser Phase mit den durchgängig abgesetzten Sitzstufen eine enorme Aufenthaltsqualität. Verbunden mit einem freien Blick auf die Spree, dem Humboldt-Forum und dem Berliner Dom. Das Bauwerk fügt sich harmonisch in das Stadtbild ein und wird selbst zu einem touristischen Hotspot mit hoher Anziehungskraft. Die Erreichbarkeit ist durch die späteren Haltepunkte der Straßenbahn fußläufig bestens gewährleistet.

Mit der neuen Infrastruktur des Ersatzneubaus, inklusive einem fahrradtauglichen Aufzug, wird erstmals eine barrierefreie Verbindung zwischen Spreeufer und Rolandufer geschaffen. Hierdurch wird für Besucher der Hauptstadt ein barrierefreier Spaziergang vom Humboldt-Forum im Berliner Schloss entlang der Spree bis hin zum Märkischen Museum möglich.

Die Mühlendammbrücke wirkt hier nicht nur als Brücke über einen Fluss, sondern auch als „Kulturbrücke“ zwischen wichtigen touristischen Hotspots und historischen Höhepunkten Berlins. Dabei ist die neue Mühlendammbrücke schon in der ersten Phase mehr als eine reine die Spree überführende Verkehrsader

Eine große Fläche der Unterführung am Rolandufer wird dabei zum Stadtmuseum und dem angrenzenden Ephraim Palais (Stadtmuseum) angegliedert. Durch den transparenten Museumsteil kann die spannende Stadtgeschichte im Umfeld der Mühlendammbrücke mit Modellen und Schautafeln sicht- und nahbar gemacht werden.

Die uferbegleitende Unterführung bietet sich auch bei Dunkelheit als einen Ort zum Flanieren und Treffen an. Das Beleuchtungskonzept transformiert den derzeit dunklen und gedrungenen Stadtraum in einen hellen und einladenden Erlebnisraum. Die massive Pfeilerscheibe wird durch Bogenformen aufgelöst und gibt den Blick auf die Spree frei. In der Nacht schafft der gläserne Museumspavillion durch die beleuchten Stadtmodelle eine angenehme Lichtatmosphäre, auf deren Fronten sich die Spree widerspiegelt.

Eine ehemalige unheimliche Unterführung wandelt sich zu einem spannenden erhellenden Ort der Begegnung

Der barrierefreie Übergang von Spreeufer und Rolandufer ermöglicht nicht nur eine attraktive Verbindung entlang der Spree-Ufer vom Ephraim Palais (Stadtmuseum) zum Märkischen Museum, sondern er schafft auch eine für Fußgänger und Fahrradfahrer attraktive Kulturachse zwischen Humboldt-Forum, Marx-Engels-Forum, Museum Ephraim-Palais mit Ausstellung im Unterführungsbereich, Alte Münze und dem Märkischen Museum. Durch die barrierefreie Brücke wird auch ein Rundweg ermöglicht, welcher die Fischerinsel mit ihren kulturellen Einrichtungen der Anlegerschiffe mit einbezieht.

Kulturschwerpunkte im Umfeld der Mühlendammbrücke. Die neue Kulturachse entlang der Spree führt Fußgänger und Fahrradfahrer direkt am neuen Museumspavillion des Ephraim Palais in der Unterführung der Brücke vorbei. Die Unterführung wird zum Ort des „Innehalten“ und schafft durch die transparente Ausstellung zur Geschichte der Mühlendammbrücke ein Bewusstsein für diesen stadtgeschichtlich wichtigen Ort.

Ausgehend von einer Flussquerung als historische Notwendigkeit der Handelsstraße, bleibt die reine Funktionalität erhalten und wird durch kulturelle Qualität des Erlebens aufgewertet.

Die neue Mühlendammbrücke bietet eine attraktive grüne stadträumliche Erschließung für Fußgänger und Fahrradfahrer und setzt bei seiner Überquerung die markanten Ausblicke Richtung Nordwesten und Südosten auf besondere Weise in Szene. Die neue Brücke trägt zur Aufwertung des neuen Molkenmarktes bei und schafft eine signifikante neue grüne Sichtachse im Berliner Zentrum.

Phase 1a

Diese Phase wird durch den ersten Schritt einer Verkehrsreduzierung charakterisiert. Mit der Inbetriebnahme der Straßenbahn-Strecke wird der Busverkehr eingestellt.

Mit dem Wegfall der Busspur bekommt die Brücke neuen Gestaltungsspielraum.

Dabei muss mit einer umfassenden Aufwertung der Brücke nicht auf eine vollständige Verkehrswende mit einer einspurigen Verkehrsführung für PKWs gewartet werden. Eine Metamorphose der Brücke ist schon in dieser Phase möglich, zumal durch die enormen Kosteneinsparungen des schlanken Brückenneubaus ausreichende Finanzmittel für die vorweggenommene grüne Transformation bereitstehen könnten

Die Metamorphose

Begrünte angedeutete Arkaden aus einer organischen Holzkonstruktion in einem parametrischen Design nehmen Bezug auf einen historischen Vorgänger, welcher im 18 Jahrhundert weichen musste. Die Arkaden sind eine Hommage an die Geschichte der Brücke und knüpft an ähnliche Bauwerke im Stadtbild, wie z.B. der Oberbaumbrücke an. Durch diese architektonische Aufwertung wird die Brücke selbst zu einem touristischen Hotspot und der Aufenthalt oder das Durchschreiten zu einem spektakulären Erlebnis.

Die umfassende Begrünung der Brücke verbessert die Luftqualität in der Innenstadt und dokumentiert den Wandel zu nachhaltigen Lebens- und Aufenthaltsräumen. Eine aufeinander abgestimmte Pflanzenvielfalt schafft eine neue erlebbare Biodiversität und damit neue Lebensräume auf der Brücke.

Die Grundprinzipien der „Grünen Brücke“