Eine Brücke wie ein Park

Die Mühlendammbrücke bekommt ein neues Kleid – Wettbewerbsbeitrag Grüne Brücke mit hoher Aufenthaltsqualität Hadi Teherani Architects – Boeving-Concept – LAND

Die Mühlendammbrücke bekommt ein neues Kleid

Es wird ein grünes Kleid, maßgeschneidert, mit doppeltem Saum und nachhaltigem Stoff. Das Freiraumkonzept entwickelt sich entlang der Ost-West Achse der Brücke und reicht als grüner Strahl weit in den Stadt-Raum hinein. Zusammen mit dem blauen Strom der Spree formt er ein grün-blaues Kreuz, indem Natur, Technologie und Mobilität ineinander verwoben sind.

Entlang der 120m langen neuen Mühlendammbrücke entstehen grüne Triagen. Vorkultivierte Formgehölze begleiten den Fußgänger mit skulpturalen, torförmigen Gründächern von Ufer zu Ufer. Entlang der zentralen Längsachse der Brücke werden die Straßenbahngleise mit einem Grassteppich unterlegt, der über die Spree hinaus das neue Mobilitätskonzept der Stadt Berlin repräsentiert.

Wie Kettenglieder stehen C-förmige Holzelemente, Triagen, aneinandergereiht und charakterisieren die Brückenkante. Die dialektisch zugewandten Triagen rhythmisieren die Brückenansicht und betten sie in die baumgesäumte Uferpromenade ein. Hainbuchen (Carpinus betulus) stehen in Doppelreihe im 10m Abstand zwischen den Holzstrukturen und vereinen sich als geschwungenes Gründach.


Der bogenförmige Laubengang zeigt sich als kompakt geometrisches Volumen nach außen. Durchwoben werden diese Vegetationsbögen von Kletterpflanzen (Clematis montana, Wisteria sinensis, Parthenocissus tricuspidata und Hydrangea anomala), die nach Jahreszeiten unterschiedlich blühen und duften. Der Spree-Übergang wird zum biodiversen Erlebnis, wo Flora und Fauna sich auf vielfältige Art und Weise entwickeln können.

Die Pflanzen werden so kombiniert, dass alle Jahreszeiten mit den klimatischen Bedingungen berücksichtig werden. Es ist eine Brücke, welche sich durch sein buntes Farbenspiel der Blüten und Blätter ständig von einer neuen Seite zeigt und Hoffnungsträger einer neuen innerstädtischen Architektur sein kann.

Eine Brücke wie ein Park

Die neue Brücke mit Parkcharakter führt die beiden Stadträume um den Spittelmarkt, dem Nikolaiviertel und dem Molkenmarkt auf attraktive Weise zusammen. Hier eröffnen sich für die Zukunft neue Möglichkeiten des Erlebens und Zusammenlebens in der Mitte der Stadt. Die Brücke wird zu einer Brücke des Miteinanders.

Der vorliegende Entwurf schließt und „heilt“ eine städtebauliche Sackgasse, indem er auf dem westlich gelegenen Straßenniveau mittels einer großzügigen Fußverbindung an das Spreeufer anschließt. Hier war in der Vergangenheit nur ein schmaler, hässlicher Durchgangsstreifen, der keinerlei Flanierqualität oder Sicherheit für Passanten anbot. Mittels einer großzügigen Öffnung an der Spreeufer Terrassenseite, die durch ein C-förmiges Element naturgemäß vorgegeben ist, kann der Nutzer, Fahrradfahrer und Flaneur nun auf direktem Weg die Spreeufer Terrassen erreichen und von dort wassernah Richtung Schloss und Dom weiter gehen. Auch die Erschließung in der Makrolage mit Märkischem Museum, Fischerinsel, Humboldt Forum, Ephraim Palais und Alte Münze ist nun komfortabler gestaltet, so dass ein – innerstädtisches Problem – behoben wird.

Die östlich gelegene Treppe wird ebenfalls mit eingebunden, so dass der Nutzer auch auf der anderen Brückenseite zur Uferpromenade geleitet wird. Hier schließt – direkt unter der Brücke gelegen – der Museumsteil an, der somit eine eigene Anbindung erhält. Mittels eines großzügig ausgeschnittenen Lichthofes auf der Westseite wird die Unterführung erhellt, was im städtischen Raum zu Sicherheit und Aufenthaltsqualität führt.

Über einen integrierten Übergang kann das Spreeufer jetzt direkt von der Brücke erreicht werden. Zwischen dem Übergang und dem Aufzug bleibt ein Lichtschacht, damit die Unterführung weiterhin mit Tageslicht versorgt wird.

Ansicht der Brücke mit dem Rolandufer bei Nacht. Durch den beleuchteten Museumspavillion wird das Flanieren unter der Brücke auch bei Nacht einladend attraktiv. Die Sicherheit in dem Bereich wird deutlich erhöht.

Von der Raupe zum Schmetterling

Der Mühlendamm bzw. die Mühlendammbrücke ist die erste erwähnte Brücke der Stadt Berlin und hat sich in den letzten 450 Jahren, wie die Stadt selbst, vielfach gewandelt.

Behutsam fügt sich die moderne Brücke in den historischen Bestand ein und schließt eine weitere Wunde im Zentrum der Stadt.
Die neue Brücke orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen, schafft lebenswerten Stadtraum und wirkt wieder als verbindende „Brücke“ zwischen den Kiezen Spittelmarkt und dem neu gestaltenten Molkenmarkt wie auch dem angrenzenden Alexanderpark/Rathausforum.

Wir befinden uns weiter in Zeiten des Wandels. Die neue anpassungsfähige Brücke setzt die historische Tradition der „ersten Brücke“ Berlins fort, indem sie zur „ersten grünen befahrbaren Brücke“ Berlins wird. Sie setzt mit Ihrem Konzept nicht nur einen neuen Akzent in der Stadt, sondern kann Beispiel sein, für ein Deutschland im Umbruch, welches sich auch städtebaulich dem Klimawandel stellt.